Vernissage, Freitag: 22. November, 19 Uhr
Michael Marcel Fuchs wurde am Bodensee geboren. Als Vielreisender hat er auf seinem Weg unzählige Flughäfen, Hotels, Bahnhöfe, Einkaufszentren und deren gleichförmige Gesichtslosigkeit kennengelernt. Transitorte, die Menschen verschlucken, um sie alsbald wieder auszuspucken.
Orte, deren Funktion mehr oder weniger im Warten besteht, mit Menschen auf der Durchreise, oft mit Dauerblick aufs Handy, diesen Rettungsring im großen Meer der Einsamkeit. Michael Marcel Fuchs ist Künstler, Ethnologe und Kulturwissenschaftler. Ihn interessiert der Mensch und wie er sich bewegt zwischen Raum und Zeit: zwischen Bodenhaftung, Aufbruch, dem Ankommen-Wollen, dem steten Wandel und teils haltlosen Schwebezuständen. Dies zeigt sich in seiner aktuellen Malerei als bildnerische Auseinandersetzung mit Begegnungen und Beobachtungen. |
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In seinem Buch « Zwischen Raum und Zeit », das anlässlich der Berliner Ausstellung vorgestellt wird, hinterfragt der Künstler seine Biografie im Verhältnis zu seinem künstlerischen Schaffen. Er erzählt über Orte, Menschen und Zeiten, die Bedeutung in seinem Leben und in seiner Kunst bekamen. „
Das Buch ist als Reise durchs Leben angelegt. Begegnungen mit Menschen und Orten.
Kunst im im Prozess und in der Auseinandersetzung mit Menschen, Orten, Nicht-Orten, Raum und Zeit.“
Michael Marcel Fuchs hat immer gemalt. Auf der Freien Kunstschule in Stuttgart lernte er großformatig und frei malen, was er später auf der Art Student League in New York perfektionierte. Sein graphisches Können ist oft die Grundlage. Die Linie ist wichtig. Sie begleitet ihn vom Linolschnitt früherer Jahre bis zum vertikalen Strich heutiger Bilder.
Die Arbeiten auf Leinwand von Michael Marcel Fuchs sind biographische Niederschriften ebenso wie wissenschaftliche Beobachtungsprotokolle. Sie sind doppelbödig als zweidimensionale Vertikalen angelegt, darüber dreidimensional figurative Szenerien, Menschen, Tiere, zuweilen Strandszenen, die einen Raum zu schaffen scheinen. Einen Raum, den der flächige Hintergrund zugleich wieder auflöst. Es scheint, als hätten Hintergrund und Vordergrund nichts miteinander zu tun.
Bei genauem Hinsehen ist das Gegenteil der Fall. Da die dreidimensionalen Figurationen fragmentarisch bleiben, nicht vollständig ausgemalt sind, scheinen die Streifen durch diese offenen Stellen des Vordergrunds hindurch und werden so Hinter- und Vordergrund gleichzeitig. Die starre Strenge des vertikalen Hintergrunds steht in einem sich gegenseitig durchdringenden Spannungsverhältnis zur barocken Verspieltheit des Vordergrunds. Spannung als ein Schweben, ohne festen Boden unter den Füßen. Realität aus der Entfernung, die sich beim Annähern in Abstraktion auflöst, Spannung aus Schärfe und Unschärfe.
„Die Malweise ist in jeder Phase spannend: In lockerem Duktus entsteht ohne Vorzeichnung ein abstrahiertes und doch schon erkennbares Abbild, das bereits die wesentlichen Züge des Modells sowie Licht und Schatten und den grundlegenden Farbklang bestimmt. Die Porträts gehen dabei über das einfach bildnishafte hinaus, sind immer Kompositionen und damit allgemein gültige Bilder, die auch ohne Kenntnis der Dargestellten den Betrachter zur Auseinandersetzung herausfordern.
Im Malen wird mit von lasierend bis pastos variierendem Farbauftrag eine immer größere Präzision erreicht, das Bild tritt immer klarer und detaillierter aus dem Bildgrund. Der Ausdruck wird differenzierter und der Kolorismus erhöht in stärker werdender Differenzierung die psychologische Ausdruckskraft. Am Ende dieses Prozesses steht dann das Bild mit Selbstverständlichkeit und Überzeugungskraft, als ob es gar nicht anders sein könnte.“ Carola Göllner |
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